Leipzig liest: Kaltfront mit Polarluft - Neue Literatur aus Nordeuropa © Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Leipzig liest: Kaltfront mit Polarluft - Neue Literatur aus Nordeuropa

Leipziger Buchmesse 2024 - Leipzig liest im Central Kabarett

Kaltfront mit Polarluft - Neue Literatur aus Nordeuropa

Jedes Jahr werden mehrere hundert Bücher nordischer Autorinnen und Autoren ins Deutsche übersetzt und begeistern hierzulande ein großes Lesepublikum. Freuen Sie sich auf eine exklusive Auswahl von Neuentdeckungen, die wir Ihnen in Lesung und Gespräch mit den Autorinnen und Autoren aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden vorstellen. Mit dabei sind Hanne Bjørgaas (Norwegen) mit ihrem Buch „Das geheime Leben in der Stadt“, Benjamin Koppel (Dänemark) mit „Annas Lied“, Nicolas Lunabba (Schweden) mit „Bist du traurig, wenn ich sterbe“, Halldór Guðmundsson (Island) mit „Im Schatten des Vulkans" und Meri Valkama (Finnland) mit "Deine Margot". Ein tief- und abgründiger Abend mit viel frischem Wind!


Veranstalter: Schwedische Botschaft, Königlich Dänische Botschaft, Botschaft von Finnland, Finnland-Institut in Deutschland, Botschaft von Island, Königlich Norwegische Botschaft
Mitwirkende: Hanne Bjørgaas, Nicolas Lunabba, Meri Valkama und Benjamin Koppel
21:00 - 23:30 Uhr


 

Meri Valkama „Deine Margot“

Frankfurter Verlagsanstalt 2024, Übersetzung Angela Plöger
Moderation: Stefan Moster

Zur Autorin:
Meri Valkama, geboren 1980, ist eine finnische Journalistin und Schriftstellerin. Sie verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Ostberlin und studierte später als Stipendiatin der Stiftung Helsingin Sanomat an der Freien Universität Berlin, wo sie Dokumentationen über Journalist:innen recherchierte, die für die DDR gearbeitet hatten. Valkama lebt in Helsinki, Finnland. „Deine Margot“, für das sie 2021 den Debüt-Preis der größten finnischen Tageszeitung, Helsingin Sanomat, erhielt, wurde in Finnland mehr als 65 000 Mal verkauft.

Zum Buch:
Der finnische Journalist Markus Siltanen zieht Anfang der 1980er Jahre mit seiner Familie von Helsinki nach Ostberlin, um dort für seine linksgerichtete Zeitung als Auslandskorrespondent zu arbeiten. Vilja, seine Tochter, verbringt ihre Kindheit in der geteilten Stadt, bis die Familie überstürzt nach Finnland zurückkehrt. Mit der Zeit lösen sich Viljas Erinnerungen an ihre Kindheit in Ostberlin auf, ähnlich wie das Land selbst. Jahre später findet Vilja nach dem Tod ihres Vaters ein verstörendes Konvolut von Briefen, unterzeichnet von einer mysteriösen Berlinerin mit dem Decknamen „Margot“, mit der ihr Vater eine leidenschaftliche Liebesbeziehung hatte.
Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Suche einer jungen Frau nach drängenden Antworten. In ihrer prall erzählten Geschichte gelingt der Autorin ein sehr menschliches Buch, das nach und nach die zerbrechlichen Fragmente der Erinnerungen ihrer Protagonistin und damit die Geschichte der Familie Siltanen zusammensetzt. Und sie erzählt von einer untergegangenen Epoche, denn die selbst in Ostberlin aufgewachsene Valkama zeichnet gleichzeitig ein lebendiges Bild vom Untergang einer Ideologie und der bis ins Private reichenden Kollateralschäden.


Halldór Gudmundsson „Im Schatten des Vulkans“

btb 2024, Übersetzung von Gedichten und anderen literarischen Texten, die noch nicht auf Deutsch erschienen sind: Kristof Magnusson
Moderation: Regina Kammerer

Zum Autor:
Halldór Gudmundsson wurde in Island geboren, wuchs zum Teil in Deutschland auf und studierte in Dänemark. Bekannt ist er als Verleger, Schriftsteller und Kulturmanager.
Gudmundsson hat mehrere Bücher verfasst, darunter eine Biografie über den isländischen Literaturnobelpreisträger Halldór Laxness, für die er den Isländischen Literaturpreis erhielt und die in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Eine besondere Rolle spielte Gudmundsson als Projektleiter für die Ehrengastländer Island (2011) und Norwegen (2019) auf der Frankfurter Buchmesse. Er war Direktor von Harpa, dem international bekannten Konzerthaus und Konferenzzentrum in Reykjavík und engagiert sich in verschiedenen kulturellen Gremien und Vorständen von Literaturfestivals, Kulturzentren und als Aufsichtsratsvorsitzender des Isländischen Nationaltheaters.

Zum Buch:
Island, das Land der Geysire und Vulkane, birgt eine reiche Geschichte und eine einzigartige literarische Tradition. Das Buch führt auf eine faszinierende Entdeckungsreise durch diese Welt der Literatur, die immer auch ein Spiegel der Lebensverhältnisse auf jener fernen, mythenumwobenen Insel war. Beginnend bei den alten Edda-Gedichten und Sagas, die die Grundlage der nationalen Identität bilden, spannt das Buch einen Bogen bis zur pulsierenden Gegenwart.
Halldór Gudmundsson zeigt anekdotenreich und sprachmächtig, wie dieses kleine, abgelegene Land eine bemerkenswerte Vielfalt an Stimmen und Geschichten hervorgebracht hat. „Im Schatten des Vulkans“ wird so nicht nur zu einer Reise durch die literarische Geschichte Islands, sondern auch zu einer Erkundung der menschlichen Seele, die in der rauen Schönheit des Nordens lebt. Ein Muss für jeden Literatur- und Kulturliebhaber.


Nicolas Lunabba „Bist du traurig, wenn ich sterbe?“

Rowohlt 2024, Übersetzung Stefan Pluschkat
Moderation: Grit Thunemann

Zum Autor:
Nicolas Lunabba, *1981, arbeitet mit Kindern und Jugendlichen in sogenannten Problemvierteln in Südschweden und erhebt regelmäßig seine Stimme gegen soziale Ungleichheit und strukturellen Rassismus. Für sein Engagement wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Martin-Luther-King-Preis und der Ehrendoktorwürde der Universität Malmö. Sein literarisches Memoir „Bist du traurig, wenn ich sterbe?“ stand über ein Jahr lang auf der schwedischen Bestsellerliste, wurde von der Kritik hoch gelobt und in mehrere Sprachen übersetzt.


Zum Buch:
Nicolas Lunabba war selbst ein „Problemkind“, nun kümmert er sich als Sozialarbeiter um Jugendliche, deren kriminelle Karriere vorgezeichnet scheint. Nur zu gut kennt er die Gewalt, die Wut. Seine Erfahrungen lassen ihn Zugang finden zu ihnen, besonders zu einem Jungen: Elijah. Aber Nicolas wird nicht alle retten können, vielleicht sogar keinen. Er muss sich abgrenzen, um nicht zu zerbrechen. Doch er wagt es, Elijah bei sich aufzunehmen, an Elijah zu glauben. Einfühlsam und ehrlich beschreibt Nicolas Lunabba, wie sich zwischen den beiden vorsichtig eine Beziehung voller Höhen und Tiefen entwickelt, wie Elijah Vertrauen zu Nicolas fasst und umgekehrt. Lunabbas literarisches Memoir ist ein wichtiger, hoch emotionaler Text über eine auseinanderdriftende Gesellschaft, die Verletzlichkeit von Jungen und Männern, über strukturellen Rassismus und Klassismus.


Hanne Bjørgaas „Das geheime Leben in der Stadt“

Nachrichten aus der urbanen Wildnis
STROUX edition, Übersetzung Sabine Richter, Illustrationen ©MI
Moderation: Ulrich Sonnenberg

Zur Autorin:
Hanna Bjørgaas (Jahrgang 1986) hat an der Universität Oslo Biodiversität und Evolution studiert – mit einer Zusatzausbildung für „Outdoor Life“. Sie hat als Fremdenführerin in der Arktis und Antarktis gearbeitet und Feldkurse und Touren zum Thema Pflanzen, Pilze und Flechten durchgeführt. Außerdem hat sie mit Kleinbauern in Brasilien zusammengearbeitet, populärwissenschaftliche Artikel verfasst und an Konferenzen über Ökologie und Landwirtschaft mitgewirkt. Biologie ist für Bjørgaas mehr als eine Berufung, eher eine Obsession – ohne Fernglas und Lupe um den Hals fühlt sie sich ‚fast nackt‘. Sie lebt heute in der Stadt Bodø in Nordnorwegen.

Zum Buch:
Hanna Bjørgaas unternimmt eine spezielle Expedition: Ein Jahr lang geht sie in Oslo mit Fernglas, Lupe und Skizzenbuch vor die Tür, schaut, horcht, riecht, befragt Profis – und lässt sich immer wieder aufs Neue von deren Begeisterung für die Natur in der Stadt mitreißen. Sehr unterhaltsam und gespickt mit neuesten Forschungsergebnissen erzählt sie über uns eigentlich vertraute Lebewesen: Krähen, Amseln, Möwen, Ameisen (die plötzlich in ihrer Küche auftauchen), Fledermäuse, Sperlinge, Lindenbäume (als Urpflanzen nach der letzten Eiszeit), Flechten und die bizarre Mikrowelt des Erdreichs. Wie schaffen es Tiere und Pflanzen, sich an die besonderen Herausforderungen der „Felsenlandschaft Stadt“ anzupassen – mit den schnellen technischen Entwicklungen und sich ändernden Nahrungsangeboten? Wie unterstützen sie sich gegenseitig und wie wehren sie sich gegen Konkurrenten und gegen die Einengung ihrer Lebensräume? Entstanden ist ein überraschendes, künstlerisch illustriertes Tagebuch voller Entdeckungs- und Lebensfreude, das Lust macht auf die Wildnis in nächster Umgebung.

Benjamin Koppel „Annas Lied“

S. Fischer 2024, Übersetzung Ulrich Sonnenberg
Moderation: Ulrich Sonnenberg

Zum Autor:
Benjamin Koppel, geboren 1974, ist ein international bekannter dänischer Jazz-Musiker. Er stammt aus einer Musikerfamilie, in der das Geschichtenerzählen beim Abendessen schon immer eine große Rolle gespielt hat. Anna war die lange verschollene Schwester seines Großvaters. Ihre Geschichte fand er so faszinierend, dass er unbedingt davon erzählen wollte. Mit »Annas Sang«, das 2022 in Dänemark erschienen ist, gelang Benjamin Koppel ein Überraschungsbestseller.

Zum Buch:
Kopenhagen zwischen den Weltkriegen: Die politischen Entwicklungen der späten 1930er Jahre stehen unmittelbar bevor, doch noch ist die Wohnung der Koppelmans voller Trubel, Verwandter, Gespräche und Musik. Hannah, die jüngste der vier Geschwister, möchte eines Tages selbst Musikerin werden, wie ihre Brüder. Doch für sie, das einzige Mädchen, ist ein anderer Weg vorgesehen: Es ist an ihr, den Namen der Familie zu wahren und die Eltern nicht zu enttäuschen. Krieg, Flucht und die Trennung von ihrer großen Liebe Aksel verschlagen sie nach Paris in eine arrangierte Ehe. Weit weg von zu Hause erinnern nur die Musik und Aksels Briefe Hannah – eigentlich Anna – daran, wer sie einmal werden wollte. Kann sie die Pflichten des Lebens annehmen und ihre eigenen Träume trotzdem festhalten? Eine große europäisch-jüdische Familiensaga – eine schillernde Geschichte über Liebe und die befreiende Kraft der Hoffnung.

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Do | 21.03.2024 | 21:00